BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Mecklenburg-Vorpommern

Organspende: Rückfall in falsche Debatten vermeiden

Das Selbstbestimmungsrecht der Bürgerinnen und Bürger hat für uns – auch über das Lebensende hinaus – einen großen Stellenwert. Wir plädieren daher für die Beibehaltung der bisherigen Zustimmungslösung.

04.06.10 –

Zum Tag der Organspende am Samstag, 5. Juni 2010 erklären Elisabeth Scharfenberg MdB und Dr. Harald Terpe MdB, Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit:

Im Jahr 2009 konnte mit 1.217 Organspendern in Deutschland der Abwärtstrend des Vorjahres (1.198 Organspenden) zumindest aufgehalten werden. Das ist beruhigend, warten doch über 12.000 Menschen hierzulande dringend auf ein Spenderorgan.

Beunruhigend hingegen ist, dass seit einigen Tagen wieder verstärkt Forderungen nach einer Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz erhoben werden. So hat etwa der 113. Deutsche Ärztetag im Mai einen entsprechenden Beschluss gefasst. Die Widerspruchslösung führt nicht automatisch zu mehr Organspenden, wie auch internationale Vergleiche zeigen. In Spanien, von Befürwortern der Widerspruchslösung immer wieder als Musterland angeführt, wird diese faktisch gar nicht praktiziert. Die weltweit höchsten Spenderzahlen erreicht man hier über die Bereitstellung von Transplantationsbeauftragten, durch eine sehr gute Koordinierung und eine gute finanzielle Ausstattung des Systems. In Mecklenburg-Vorpommern wurden in der Vergangenheit ähnliche Spitzenwerte erzielt – trotz Zustimmungslösung.

Das Selbstbestimmungsrecht der Bürgerinnen und Bürger hat für uns – auch über das Lebensende hinaus – einen großen Stellenwert. Wir plädieren daher für die Beibehaltung der erweiterten Zustimmungslösung. Anstatt nach Gesetzesänderungen zu rufen, muss man sich Gedanken über die Optimierung der bestehenden Strukturen machen. Dazu gehört zum Beispiel eine Konkretisierung der Meldepflicht im Transplantationsgesetz, mehr qualifizierte Transplantationsbeauftragte an Kliniken und die Förderung der Zusammenarbeit aller Akteure. Zudem müssen Politik, Ärzteschaft, Kliniken und Krankenkassen versuchen, durch sehr behutsame Aufklärung Vertrauen gegenüber der Organspende aufbauen.

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