Der medizinischen Unterversorgung in manchen Regionen muss mit einem Paket von Maßnahmen begegnet werden.
07.04.10 –
Unterversorgung äußert sich dadurch, dass ältere Ärztinnen und Ärzte in strukturschwachen Regionen keine Nachfolger für ihre Praxen finden. Aber auch so manches Krankenhaus hat mittlerweile Schwierigkeiten ärztliche Stellen zu besetzen.Im Gegenzug steigt die Versorgungslast etwa durch mehr ältere und chronisch kranke Patientinnen und Patienten.
Nicht nur ländliche Region, sondern auch sozial benachteiligte Viertel großer Städte sind von ärztlicher Unterversorgung inzwischen betroffen. Hierfür gibt es viele Ursachen. Eine ist die geringere Attraktivität der hausärztlichen Tätigkeit vor allem in ländlichen Regionen, eine andere ist der demografische Wandel.
Gleichwohl müssen viele Akteure dabei zusammenwirken, die Probleme der medizinischen Grundversorgung zu beheben. So können etwa Kommunen junge Hausärztinnen und Hausärzte bei der Niederlassung unterstützen. Die Länder wiederum sind gemeinsam in der Pflicht, die Allgemeinmedizin im Medizinstudium zu stärken. Das alles wird mittlerweile bereits teilweise gemacht. Dennoch zeichnet sich ab, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen werden. Auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) hatte zuletzt 2007 und 2009 Lösungsvorschläge zusammengetragen.
Aus grüner Sicht sind unter anderem diese Maßnahmen geeignet:
- Reform der ärztlichen Bedarfsplanung: Die Planung muss nicht nur kleinräumiger werden, sie muss vor allem den tatsächlichen regionalen Versorgungsbedarf besser abdecken. Sie muss ferner sowohl den ambulanten als auch den stationären Sektor umfassen. Zudem müssen die Kommunen besser in die medizinische Bedarfsplanung einbezogen werden.
- Bessere Vergütung der hausärztlichen Tätigkeit: Ärztinnen und Ärzte, die in unterversorgten Regionen tätig sind, müssen besser honoriert werden. Der SVR hat zudem auch auf die den hausärztlichen Nachwuchs potenziell abschreckenden Regressandrohungen hingewiesen.
- Bessere Kooperation der Gesundheitsberufe: Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gesundheitsberufe wie Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften muss verbessert werden. Hierzu ist u. a. die Übertragung ärztllicher Tätigkeiten auf Pflegekräfte nötig.
- Ausbau neuer Versorgungsformen: Das Instrumentarium für neue Versorgungsformen wie Medizinische Versorgungszentren, Zweig- oder mobile Arztpraxen, integrierte Versorgungsformen ist weitgehend vorhanden. Es muss nur besser genutzt werden.
- Stärkung der Allgemeinmedizin: Die Allgemeinmedizin muss im Medizinstudium deutlich gestärkt werden - beispielsweise als Pflichtfach im Praktischen Jahr. Überdies könnten künftige Ärztinnen und Ärzte schon studienbegleitend auf eine hausärztliche Tätigkeit in strukturschwacher Regionen vorbereitet werden - etwa auch durch Praktika in Hausarztpraxen. Erfahrungen etwa aus Australien zeigen zudem, dass auch finanzielle Anreize wie die Finanzierung des Studiums künftiger Hausärztinnen und Hausärzte zur Problemlösung beitragen können.