Crystal: Regierung muss Aktionsplan vorlegen – auch zweite Studie veröffentlichen

Seit zehn Jahren steigen die Sicherstellungsmengen von (Meth-) Amphetamin. Die Bundesregierung hat dieser Entwicklung lange zugesehen. Wir fordern einen „Aktionsplan Crystal".

10.03.14 –

Zur Crystal-Studie des Bundesministeriums für Gesundheit erklärt
Dr. Harald Terpe, Sprecher für Drogen und Suchtpolitik:

Seit zehn Jahren steigen die Sicherstellungsmengen von (Meth-) Amphetamin. Die Bundesregierung hat zehn Jahre tatenlos dieser Entwicklung zugesehen. Inzwischen sind 65 Prozent der erstauffälligen Konsumenten „harter Drogen“ (Meth-)Amphetaminkonsumenten. Die Entwicklung ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Wir fordern die Bundesregierung auf, einen „Aktionsplan Crystal" vorzulegen, der Maßnahmen zur Prävention, Therapie und Schadensminimierung enthält und bieten unsere Mitarbeit an.

Die Crystal-Studie empfiehlt, Pilotprojekte zum sogenannten „Drug Checking“ (mobile Drogentests in der Partyszene) durchzuführen. Diese Forderung unterstützen wir nachdrücklich und fordern die Bundesregierung auf, die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für ein „Drug Checking-Projekt“ noch in diesem Jahr zu schaffen. In Wien und der Schweiz wird dieses Präventionsinstrument seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Deutschland darf hier den Anschluss an die internationale Entwicklung nicht verpassen.

Im Party-Setting ist eine Aufklärung über die Ansteckungsgefahr mit Hepatitis durch so genannte Ziehröhrchen am dringendsten. Hier muss die Bundesregierung die Szene nahen Selbsthilfegruppen und Partydrogenprojekte durch entsprechende zielgruppenorientierte Modellprojekte unterstützen. Kinder sind bei Crystal-abhängigen Eltern gefährdet, eine enge Kooperation mit der Jugendhilfe ist für diese Kinder vorrangig. Für die Crystal-User fehlen ambulante psychotherapeutische Angebote und Selbsthilfegruppen gerade in Bayern und Sachsen, hier sind die Landesregierungen gefragt.

Die Bundesregierung kann bis heute keine genauen Zahlen für Crystal-Konsumenten oder Abhängige vorlegen. Sowohl in den BKA-Berichten als auch in den Suchtsurveys werden immer noch Amphetamin und Cyrstalkonsumenten vermischt. Wir fordern hier klare, eindeutige Statistiken und jährlich neue Zahlen.

In der heute veröffentlichten Studie weisen die Wissenschaftler auf Seite 71 im Übrigen auf einen zweiten Cyrstal-Bericht hin, der dem BMG vorliegt, aber bislang nicht veröffentlicht wurde. Dieser Bericht soll konkrete Expertenforderungen enthalten. Wir fordern die Bundesregierung auf, diesen Bericht umgehend zu veröffentlichen.

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Drogen & Sucht