BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Mecklenburg-Vorpommern

Drugchecking ermöglichen

Durch Substanzanalyse (Drugchecking) können die Risiken des Drogengebrauchs vermindert werden. In einem Antrag fordern wir daher mehr Rechtssicherheit für Drugchecking.

17.06.10 –

In einem Antrag fordern wir die Bundesregierung auf, Rechtssicherheit für die Substanzanalyse (Drugchecking) zu schaffen. Bislang ist Drugchecking etwa in Konsumräumen (Fixerstuben) durch das Betäubungsmittelgesetz explizit untersagt. Dabei können durch das Drugchecking die gesundheitlichen Risiken des Drogengebrauchs vermindert werden.

Warum? Seit Jahren gibt es immer wieder Meldungen über Verunreinigungen in Cannabis mit Streckmitteln wie Glas oder Blei. Zuletzt berichtete der Deutsche Hanfverband Anfang 2010 von derartigen Beimengungen. Auch bei Heroin gibt es immer wieder Warnungen vor gefährlichen Zusatzstoffen. So sah sich das Robert Koch-Institut im Januar 2010 durch den Tod eines Heroinkonsumenten in Aachen dazu veranlasst, vor Milzbranderregern in Heroin zu warnen. Zusätzlich steigt auch die Bedeutung synthetischer Drogen mit zum Teil unbekannter Zusammensetzung

Vermeidbare Risiken abwenden

Extrem schwankende Wirkstoffmengen, gefährliche Beimengungen, unbekannte Substanzen – das sind typische Nebenwirkungen des durch die Kriminalisierung von Drogen entstehenden Schwarzmarktes. Eine auch auf die Abwendung vermeidbarer gesundheitlicher Risiken des Drogengebrauchs abzielende Drogenpolitik muss daher Rechtssicherheit für das Drugchecking schaffen.

Beim Drugchecking können die Drogengebraucherinnen und –gebraucher psychoaktive Substanzen anonym auf Wirkstoffkonzentration und gefährliche Beimengungen untersuchen lassen. Angebote dieser Art gibt es beispielsweise in der Schweiz und in Österreich. Der Versuch, etwas derartiges auch in Deutschland zu etablieren, ist zuletzt 1996 an der fehlenden politischen Unterstützung gescheitert. Derzeit wird in Berlin ein neuer Anlauf durch die dortige "Drugchecking-Initiative" unternommen.

Studien belegen Bedeutung des Drugchecking

Es gibt eine Reihe von internationalen Studien, die die Bedeutung von Drugchecking als effektives Instrument der Gesundheitsförderung belegen. So könne die genaue Kenntnis der Dosierung und Wirkstoffzusammensetzung einer psychoaktiven Substanz das bestehende Gefahrenpotential vergegenwärtigen und ermögliche den Konsumentinnen und Konsumenten eine subjektive Risikoabschätzung.

Drugchecking kann daher einen gesundheitlich verantwortungsvollen Gebrauch psychoaktiver Substanzen oder gar den Verzicht auf den Gebrauch unter­stützen. Zusätzlich kann die Substanzanalyse auch der Ermittlung von Konsumtrends sowie der Frühwarnung über die Angebotsentwicklung auf dem Schwarzmarkt dienen – insbesondere bei den synthetischen Drogen.

Drugchecking als Teil eines Konzeptes zur Suchtprävention

Drugchecking muss eingebunden werden in ein umfassendes Konzept der Suchtprävention. Wir wollen, dass durch ein bundesweites und wissenschaftlich begleiteten Modellprojekt die bestehenden Annahmen überprüft werden. Es soll dabei unter anderem untersucht werden, welche Akteure für die Durchführung geeignet sind und unter welchen Bedingungen Drugchecking die Reichweite des Drogenhilfesystems erweitern kann. Es soll ferner untersucht werden, ob und in welcher Weise es dadurch zu einem gesundheitlich verantwortungsvolleren Umgang mit psychoaktiven Substanzen kommt und ob die Einführung von Drug-Checking mit möglicherweise nicht intendierten schädlichen Nebenwirkungen einhergeht.

Kategorie

Drogen & Sucht

Mehr dazu:

Eine Übersicht aller parlamentarischen Initiativen zur Drogenpolitik finden Sie hier.