"Stoppen Sie die Inter-tabac ASIA"

Offener Brief an Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau zur von der städtischen Westfalenhallen Dortmund GmbH organisierten Inter-tabac ASIA-Messe auf Bali.

16.01.14 –

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ullrich Sierau,

die Westfalenhallen Dortmund GmbH organisiert die Inter-tabac ASIA-Messe, die am 27. und 28. Februar 2014 auf Bali stattfindet. Die Messe fördert den Tabakhandel und -konsum, insbesondere in einkommensschwachen Ländern, wo nahezu kein Schutz für Jugendliche und Konsumenten existiert sowie nahezu keine Aufklärung über die Gefahren des Tabakkonsums angeboten wird.

Als alleinige Gesellschafterin der Westfalenhallen Dortmund GmbH trägt die Stadt Dortmund Verantwortung dafür, dass in deren Namen ein Produkt beworben wird, das nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich 6 Millionen Menschen tötet.

Die Stadt Dortmund unterstützt die Tabakindustrie bei ihrem Bestreben, den Absatzmarkt in Indonesien zu erschließen, einem Land, in dem es nahezu keine durchsetzbare Regulierung des Tabakkonsums gibt. KinderwerdendortvölligschutzlosderTabakindustrieausgeliefert.

Tabakprodukte werden mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt, in Indonesien und anderen wichtigen Tabakanbauländern. In jeder Zigarette steckt ein Stück Kinderarbeit. Die Stadt Dortmund schmückt sich mit dem Titel "Fairhandels-Stadt" und hat im Jahr 2009 beschlossen, Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit aus ihren öffentlichen Beschaffungen auszuschließen. Und doch unterstützt die gleiche Stadt den Handel mit Tabak und unterstützt dadurch eine Industrie, die in großem Maß Profite aus Kinderarbeit zieht.

Was hier zunächst als gesundheitspolitisches Anliegen erscheint, ist zudem ein entwicklungspolitisches Thema. Mit der Inter-tabac Asia in Indonesien will die Westfalenhallen Dortmund GmbH „der Branche die Tür zum Wachstumsmarkt Asien öffnen“. Indonesien gehört zu den weltweit wenigen Staaten, in denen die Tabakindustrie noch zügellos agieren kann. Der Verkauf von Zigaretten an Kinder ist nicht verboten. Massive Werbekampagnen haben dazu geführt, dass der Prozentsatz rauchender Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren auf über 40 Prozent angestiegen ist.

Tabakkonsum wird von der WHO schon seit den 1990er Jahren als ein globales Entwicklungs- und Gesundheitsproblem angesehen. Für alle vier Hauptkategorien von nicht übertragbaren Krankheiten – Lungen- und Herzerkrankungen, Krebs und Diabetes – gilt Tabakkonsum als Risikofaktor. In den laufenden Verhandlungen der UN zu den post-2015 Entwicklungszielen werden nicht übertragbare Krankheiten und die Gefahren ihrer globalen Ausbreitung diskutiert.

Indonesien ist mit 195.000 Tonnen Rohtabak im Jahr 2010 der sechstgrößte Tabakproduzent weltweit. Insgesamt werden 80% des weltweit gehandelten Tabaks im Globalen Süden produziert. Tabakanbau ist so arbeitsintensiv und schlecht bezahlt, dass er im Globalen Süden nur durch Kinderarbeit bewältigt werden kann. Der indonesische Tabak steht auf der US-Liste der mit Kinder- oder Zwangsarbeit produzierten Güter. Indonesische Kinder werden für die Produktion von Zigaretten ausgebeutet und gleichzeitig durch die Marketingaktivitäten der Tabakindustrie zum Konsum von Zigaretten verführt.

Als Bundestagsabgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und als Arzt ist mir der Schutz vor den Gefahren des Tabakrauchens, der Schutz von Kindern vor Kinderarbeit und der Nichtraucherschutz seit jeher ein großes Anliegen.

Ich fordere Sie daher dringend auf:

  • Beenden Sie die Unterstützung für die Inter-tabac ASIA-Messe 2014.
  • Stellen Sie sicher, dass die Westfalenhallen Dortmund GmbH in Zukunft keine Tabakmessen mehr in Indonesien oder irgendeinem anderen Land im Globalen Süden veranstaltet.
  • Distanzieren Sie sich von der Tabakindustrie. Stellen Sie die Gesundheit der Bevölkerung über Profite, in Indonesien und Dortmund.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Harald Terpe

Kategorie

Drogen & Sucht