Grüne Vorschläge für mehr Vernetzung, Zusammenarbeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen
26.10.11 –
Aus meiner Sicht sind Reformen der Versorgungsstrukturen dringend notwendig. Viele Patientinnen und Patienten beklagen zum Beispiel lange Wartezeiten auf Arzttermine. Kritisiert wird zudem die häufig unzulängliche Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Auch Nachwuchsprobleme etwa in der hausärztlichen Versorgung werden beklagt.
Diese Defizite verweisen auf zentrale Strukturprobleme in unserem Gesundheitswesen:
- Ungleichverteilung in der gesundheitlichen Versorgung zwischen ländlichen und städtischen, armen und reicheren Regionen,
- falsche Anreize durch die häufig nicht der gesundheitliche Nutzen für die Patientinnen und Patienten im Vordergrund steht sondern die Erbringung möglichst vieler Leistungen,
- strikte Trennung und mangelnde Koopration zwischen dem ambulanten und stationären Sektor,
- Zersplitterung zwischen den Sektoren auch in der Bedarfsplanung für Ärzte und Krankenhäuser,
- zu starke Fixierung der Grundversorgung auf ärztliche Berufsgruppen,
- Zweiklassen-Medizin durch die Trennung in private und gesetzliche Krankenkassen.
Um diese Defizie zu beheben, sind erhebliche Reformanstrengungen nötig. Union und FDP haben bislang nicht erkennen lassen, dass sie über ein paar häufig kosmetische Reformen hinaus bereit sind, sich diesen Problemen zu stellen.
Grüne Eckpunkte für bessere Versorgung
Unser Ziel ist ein Gesundheitssystem, in dem Versorgungprobleme nicht nur vermieden, sondern auch die steigenden und sich verändernden Anforderungen besser in den Blick genommen werden. Dazu schlagen wir insbesondere vor:
- Stärkung der Primärversorgung: Wir wollen damit den Versorgungsbereich aufwerten, der von den Patientinnen und Patienten zuerst augesucht wird. Hier muss es zu einer stärkeren Verknüpfung medizinischer, pflegerischer und sozialer Angebote kommen.
- Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen neu gestalten: Vor allem die Primärversorgung kann nicht mehr alleine von den Hausärztinnen und Hausärzten geleistet werden. Wir wollen daher auch nichtärztliche Gesundheitsfachberufe stärker einbeziehen und ihnen mehr eigenständige Aufgaben übertragen.
- Spielräume für neue Versorgungslösungen schaffen: Unser Ziel sind flexiblere Möglichkeiten, mit neuen Versorgungsmodellen und einem Wettbewerb um die beste Qualität die Versorgung zu verbessern. Dazu zählen etwa regionale Versorgungslösungen und die integrierte Versorgung.
- Bedarfsplanung reformieren: Wir wollen die bestehenden Planungen zu einer echten Sektor übergreifenden Versorgungsplanung weiterentwickeln. Grundlage dieser Planungen sollen umfassende Versorgungsanalysen sein. Dabei sollen beispielweise regionale Gesundheitskonferenzen, Kommunen und Gesundheitsinitiativen mehr Einfluss auf die Gestaltung der Versorgung bekommen.