Grüne Politiker diskutierten mit Fachleuten über Gesundheitsversorgung

Gesundheitstour führte grüne Abgeordnete nach Mecklenburg-Vorpommern

24.05.11 –

Der Anteil älterer, chronisch kranker und mehrfach erkrankter Patientinnen und Patienten wird besonders in Mecklenburg-Vorpommern in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Das erfordert eine andere Art der Gesundheitsversorgung. Die beiden grünen Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmeink und Harald Terpe sowie die grüne Landesvorsitzende Silke Gajek wollten sich daher vor Ort selbst ein Bild machen und luden kürzlich anlässlich einer Gesundheitstour durch das Land Sozialministerium, Krankenhausvertreter, Ärzte und weitere Gesundheitsberufe zu einem Fachgespräch in das Schweriner Schleswig-Holstein Haus ein.

Dabei wurden die Vorschläge der Bundesregierung für ein Versorgungsgesetz kritisch unter die Lupe genommen. Nach Ansicht von Klein-Schmeink und Terpe würden die schwarz-gelben Vorschläge jedoch den künftigen Anforderungen an das Versorgungssystem nicht gerecht werden. Die Vorschläge drehten sich zu einseitig um Schlagworte wie den Ärztemangel und enthielten zu wenig Ansätze, wie die Versorgung konkret verbessert werden könne. So bräuchten chronische Kranke nicht in erster Linie mehr Heilbehandlungen, sie bräuchten Zuwendung, Hilfe und Unterstützungen. Nicht mehr die einzelne Erkrankung sondern die ganze Person müsse im Mittelpunkt stehen. Das deutsche Gesundheitswesen sei auf diese Herausforderungen bislang nur unzureichend eingestellt.

Johannes Hallauer aus dem Sozialministerium wies darauf hin, dass der Versorgungsbedarf in Mecklenburg-Vorpommern trotz sinkender Bevölkerung steigen werde. Dies erfordere eine flexiblere Planung des Bedarfs. Auch die Länder müssten stärker in die Planung und Gestaltung der Versorgung einbezogen werden.

Dieter Kreye, Hausarzt und stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern forderte mehr „Regionalität“ in der Versorgung. Die Selbstverwaltung sei bei der Gestaltung der Versorgung unverzichtbar.

Die Krankenhausgesellschaft, vertreten durch deren Vorsitzenden Hanns-Diethard Voigt, reklamierte eine stärkere Beteiligung bei der Ausgestaltung der ärztlichen Honorare. Dies sei notwendig, damit die Krankenhäuser stärker auch ambulante Aufgaben übernehmen könnten.

Johannes Weisang von der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer schlug eine Reform der ärztlichen Bedarfsplanung vor. Dabei müssten für die einzelnen Regionen Versorgungsziele auf der Grundlage von Versorgungsanalysen definiert werden. Dazu müssten jedoch die im Gesundheitswesen vorhandenen Daten besser genutzt und allgemein verfügbar werden.

Johannes Lack von der AOK Nordost mahnte an, dass neben dem Ärztemangel auch die in vielen Regionen in Deutschland vorhandene Über- und Fehlversorgung besser bekämpft werden müsse. Hierzu enthielten die Vorschläge der schwarz-gelben Koalition auf Bundesebene bislang keine Aussage.

Dem Fachgespräch vorangegangen war ein Besuch der drei grünen Politikerinnen und Politiker im Greifswalder Institut für Community Medicine, bei dem vor allem neue Versorgungsmodelle und eine andere Aufgabenverteilung zwischen den Gesundheitsberufen im Vordergrund standen. Die unzureichende Ausstattung der Patientenberatung war Thema des anschließenden Besuchs in der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) in Rostock. Nach der Neuregelung der Patientenberatung durch Union und FDP auf Bundesebene hätte die Beratung deutlich reduziert werden müssen. Außerhalb von Rostock sei nun keine persönliche Beratung mehr möglich, kritisierte die Sprecherin für Patientenrechte der grünen Bundestagsfraktion, Maria Klein-Schmeink.

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Gesundheit