Psychopharmaka für Kinder: Therapie der Wahl oder alarmierende Fehlentwicklung?

Anlässlich der heute stattfindenden Tagung des Nationalen Ethikrates zum Umgang mit Depression und Hyperaktivität erklärt der Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestages Dr. Harald Terpe:

Die Gabe von Psychopharmaka zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyperaktivität (ADHS)  bei Kindern und Jugendlichen hat in den letzten Jahren rapide zugenommen. Bei einem Drittel der Kinder erfolgt die Medikamentenverschreibung zudem ohne jede psychotherapeutische Behandlung und nicht als ultima ratio.

Ein hoher Anteil der Verordnungen erfolgt durch Ärztinnen und Ärzte, die weder über eine kinderärztliche noch psychotherapeutische Ausbildung verfügen. Weiterhin werden Medikamente zur Behandlung von ADHS auch Kindern unter sechs Jahren verschrieben, für die sie gar nicht zugelassen sind. Genügend Gründe also eine alarmierende Fehlentwicklung anzunehmen. Es ist deshalb begrüßenswert, dass sich der nationaöe Ethikrat dieser Thematik in seiner ethischen Dimension annimmt. Nichts desto trotz besteht eine Gesundheits- und gesellschaftspolitische Verantwortung. Es muss verhindert werden, dass die Gabe von Psychopharmaka kritiklos zur Ruhigstellung von Kindern missbraucht wird, um so unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken.

Vielmehr ist eine Intensivierung der Erforschung gesellschaftlicher und medizinischer Ursachen erforderlich, die auch die Langzeitfolgen der praktizierten Psychopharmakatherapie und die psychotherapeutischen Behandlungsalternativen in den Blick nimmt. Viel zu tun auch für die Politik der Bundesregierung.