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Anläßlich der heutigen Entscheidung des Deutschen Bundestages für die Verschiebung des Stichtages für den Import embryonaler Stammzellen erklärt Dr. Harald Terpe, grüner Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestages:
Ich bedaure die heute beschlossene Verschiebung des Stichtages zur Einfuhr embryonaler Stammzellen. Aus meiner Sicht ist die Stichtagsverschiebung ein ethischer Dammbruch. Die Stichtagsverschiebung öffnet die Tür zu einer weiteren Verzweckung des menschlichen Körpers. Dahinter verbirgt sich eine Entwicklung, die seit einigen Jahren auf vielen Gebieten der Medizin und der Forschung stattfindet – nicht nur bei den Stammzellen: Der menschliche Körper wird zum Gegenstand einer Logik, die letztlich jedes Teil des menschlichen Körpers unter einem bestimmten wissenschaftlichen oder medizinischen Verwertungsinteresse betrachtet. In dieser Verzweckung wird der fehlende Respekt vor dem Leben deutlich.
In den vergangenen Jahren wurden von Seiten der Stammzellforscher immer wieder die verständlichen Hoffnungen vieler Patientinnen und Patienten genährt, eines Tages mithilfe der embryonalen Stammzellforschung Therapien gegen schwere oder bislang unheilbare Krankheiten entwickeln zu können. Keine dieser Hoffnungen hat sich bislang auch nur im Ansatz bestätigt. Bis heute basiert keine einzige Therapie – auch nicht mit adulten Stammzellen - auf Ergebnissen der embryonalen Stammzellforschung oder bezieht diese in klinischen Studien mit ein.
Die ethische Bedeutung einer Stichtagsverschiebung wurde in dieser Diskussion von interessierter Seite gerne heruntergespielt. Man konnte das bisweilen schon am Sprachgebrauch erkennen: Da wurde zum Beispiel von „nicht mehr benötigtem Material“ oder „überschüssigen“ Embryonen gesprochen. Dabei wird vernachlässigt, dass auch das dem Tode geweihte Leben ein Recht auf ein menschenwürdiges Sterben hat. Die Verwertung und Vernutzung für die ökonomischen oder wissenschaftlichen Zwecke Dritter beraubt dem Menschen seiner Würde. Aus ethischer Sicht sind embryonale Stammzellen eben nicht als bloßes „Forschungsmaterial“ zu bewerten.