Wirksamkeit der HPV-Impfung weiter fraglich

Die Impfung gegen sogenannte Humane Papilloma-Viren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können, wurde 2007 durch die ständige Impfkommission (STIKO) empfohlen. Seitdem tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dieser Impfung. Doch die Entscheidung der STIKO ist umstritten. Kritisiert wird vor allem die unklare Wirksamkeit der Impfung.

Auch die Bundesregierung musste nun ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage unserer Fraktion erstmals zugeben, dass die Impfung keinen umfassenden Schutz bietet. Nach Angaben der Europäischen Arzneimittelbehörde liege die Wirksamkeit, mit der die Impfung mittelschwere und bösartige Zellveränderungen verhindert, bei insgesamt 18,4 Prozent. Für die Gruppe der Mädchen und Frauen, die bislang noch nicht mit Humanen Papilloma-Viren infiziert seien, liege die Wirksamkeit zwar etwas höher, aber auch nur bei 46,1 Prozent.

Endgültige Zahlen, inwieweit das Gebärmutterhalskrebsrisiko durch die Impfung wirklich sinkt, liegen weder den staatlichen Behörden noch der STIKO vor. Die Bundesregierung musste allerdings einräumen, dass die von der STIKO angenommen "lebenslange Impfaktivität von 92,5%" rein fiktiv und bislang durch keine Studienergebnisse belegt sei.

Einen Überblick über mögliche schwere Nebenwirkungen der Impfung hat die Bundesregierung bislang auch nicht. Herstellerunabhängige Forschung, insbesondere zu neurologischen Nebenwirkungen, gibt es in Deutschland bislang nicht. Die vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und dem Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin in Aussicht gestellte Auswertung der Meldedaten zu Nebenwirkungen und Impfkomplikationen kann nach Auskunft der Bundesregierung noch nicht vorgelegt werden, da "Anpassungen" der benutzten statistischen Methodik notwendig seien.

Transparenz: Fehlanzeige

Der vom Deutschen Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) jüngst vorgelegte Bericht zur Wirksamkeit der HPV-Impfung wurde nach Angaben der Bundesregierung von einer externen Autorengruppe erstellt, deren Identität aber nicht offen gelegt werden dürfe, weil dies nach Ansicht des DIMDIs die "freie Begutachtung gefährden" würde. Daher könnten auch mögliche Interessenskonflikte der Autoren nicht öffentlich bekannt gemacht werden. Sämtliche im Bericht berücksichtigten Studien zur Wirksamkeit der HPV-Impfung wurden, so die Bundesregierung, von Herstellerfirmen finanziert.

Die Bundesregierung hat auch offensichtlich keine Probleme damit, dass Studiendaten von den Zulassungsbehörden und dem Paul-Ehrlich-Institut zurückgehalten werden. Der Forderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, zur Bewertung der HPV-Impfung auch bisher unveröffentlichteStudiendaten bei den Impfstoffherstellern einzufordern, erteilte sie eine Absage. Es sei ausreichend, wenn diese Daten durch einen Vertreter des Paul-Ehrlich-Instituts auf Nachfrage bei der STIKO vorgetragen würden – selbstverständlich aber erst nach Einverständnis des Impfstoffherstellers.

Bundesregierung schiebt Bundesländern Schwarzen Peter zu

Im Hinblick auf die offensive Vermarktung der HPV-Impfung wagt es die Bundesregierung nicht, Farbe zu bekennen. Inwieweit durch Fernsehspots, Sponsoring von Patientenorganisationen oder Informationsworkshops für Lehrerinnen und Lehrer die Grenze zur verbotenen Arzneimittelwerbung überschritten wurde, will sie nicht beurteilen und verweist auf die zuständigen Landesbehörden. Zumindest dies stellt sie aber richtig: Die Behauptung, bei Gebärmutterhalskrebs handele es sich um die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren, ist  falsch.